Netzteil für den PC: So findet ihr das Richtige, ohne zu viel Geld auszugeben

Ein Netzteil mit zu wenig Leistung ist fatal, aber auch zu viel Leistung kann ungünstig sein. Wir geben Tipps, wie ihr das richtige Modell findet.

Wir helfen euch dabei, ein passendes Netzteil für euren Rechner zu finden. (Bild: stock.adobe.com - Khushboo Sumeetpeopleimages.com, be quiet, GameStar.de). Wir helfen euch dabei, ein passendes Netzteil für euren Rechner zu finden. (Bild: stock.adobe.com - Khushboo Sumeet/peopleimages.com, be quiet, GameStar.de).

Ohne ein Netzteil mit ausreichend Leistung für alle Einsatzszenarien läuft kein PC vernünftig, egal ob Gaming-Rechner oder Office-Computer.

Aber wie viel Leistung ist wirklich empfehlenswert, wie wichtig ist eine hohe Effizienz und worauf muss man beim Kauf generell achten? All das klärt dieser Guide.

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Auch lesenswert: Was genau geschieht, wenn man mit einem unterdimensionierten Netzteil spielt, war bereits Teil eines GameStar-Experiments. Den passenden Artikel findet ihr unter diesem Link: Was passiert, wenn das Netzteil vom PC zu wenig Watt hat?.

Das richtige PC-Netzteil finden: Die wichtigsten Punkte in Kürze

  • Komplett-PCs: Hier kümmert sich der jeweilige Anbieter um die Auswahl eines passenden Netzteils (was in aller Regel auch adäquat geschieht).
  • Selbstbau-PCs: Stellt ihr euren Rechner selbst zusammen, sind vor allem zwei Komponenten entscheidend, um die nötige Leistung zu ermitteln: Die Grafikkarte und der Prozessor. Ihnen widmen wir uns deshalb gleich in eigenen Artikelabschnitten.
  • Leistung: Es ist empfehlenswert, ein Netzteil mit einem gewissen Watt-Puffer zu wählen. Zu groß sollte er jedoch auch nicht sein, weil ein völlig überdimensioniertes Netzteil unnötig teuer ist und weil die Effizienz bei geringerer Auslastung schlechter sein kann.
  • Anschlüsse: Achtet beim Kauf eines Netzteils auch darauf, dass es alle nötigen Stromanschlüsse besitzt, die ihr braucht. Modulare Geräte bieten gleichzeitig die Möglichkeit, nicht benötigte Kabel flexibel wegzulassen. Das sorgt für ein möglichst aufgeräumtes PC-Inneres.
  • Lautstärke: Generell gilt: Je größer der Lüfter, desto leiser geht er meist auch zu Werke. Für einen besonders ruhigen Betrieb sind außerdem Geräte empfehlenswert, die semi-passiv kühlen. Hier wird der Lüfter abgeschaltet, wenn wenig Last anliegt, wobei die genaue Schwelle variieren kann.
  • Kosten: Ein gutes Netzteil ist bereits im Preisbereich von etwa 80 bis 100 Euro zu haben. Generell gilt: Je mehr Watt, desto teurer, sehr hochpreisige Modelle im Bereich oberhalb von 200 Euro benötigen die meisten aber nicht.

Der Punkt mit den Anschlüssen ist vor allem in Bezug auf die Stromversorgung der Grafikkarte wichtig und wenn ihr plant, sehr viele (SATA)-Datenträger zu verwenden.

Ebenfalls nicht zu vergessen: Wollt ihr euren PC später aufrüsten, kann das den Stromverbrauch signifikant erhöhen. Teilweise ist es auch so, dass frisch eingebaute Hardware neue (beziehungsweise mehr) Stromanschlüsse vom Netzteil nötig macht.

Viele aktuelle Grafikkarten von Nvidia setzen auf diesen neuen Stromanschluss mit 12 Pins. Aktuelle Netzteile bieten, wie hier zu sehen, immer häufiger nativ Kabel dafür, sind aber genug der klassischen 8-Pin-Kabel (beziehungsweise 6+2 Pins) vorhanden, kann die Grafikkarte auch mit Hilfe eines Adapters mit Strom versorgt werden. Viele aktuelle Grafikkarten von Nvidia setzen auf diesen neuen Stromanschluss mit 12 Pins. Aktuelle Netzteile bieten, wie hier zu sehen, immer häufiger nativ Kabel dafür, sind aber genug der klassischen 8-Pin-Kabel (beziehungsweise 6+2 Pins) vorhanden, kann die Grafikkarte auch mit Hilfe eines Adapters mit Strom versorgt werden.

Netzteilrechner als die schnellste und einfachste Form der Hilfe

Wenn ihr es besonders einfach mögt, bietet sich das Verwenden eines Netzteilrechners an.

  • Bei diesen Tools nennt ihr die wichtigsten Komponenten eures PCs (teilweise inklusive der Frage, ob ihr übertakten wollt) und erhaltet anschließend eine Empfehlung für ein passendes Netzteil.
  • Solche Rechner werden auch von den Herstellern selbst zur Verfügung gestellt. Sehr bekannt und beliebt ist beispielsweise das passende Tool von be quiet (siehe auch das Bild unten).
  • Beachtet allerdings, dass euch diese Rechner auch Geräte mit einer deutlich höheren Wattleistung als mindestens benötigt vorschlagen. Als Orientierung für den nötigen Mindestwert helfen sie aber meist zuverlässig.

Was das anhand eines konkreten Beispiels bedeutet, sehen wir am Ende des nächsten Artikelabschnitts.

Bedienung leicht gemacht: So simpel sieht die Eingabemaske des Netzteilrechners von be quiet aktuell aus. Bedienung leicht gemacht: So simpel sieht die Eingabemaske des Netzteilrechners von be quiet aktuell aus.

Hauptkomponente #1: Die Grafikkarte

Speziell in Gaming-PCs verbraucht die Grafikkarte in der Regel mit Abstand am meisten Strom.

Das wissen auch die Hersteller wie AMD und Nvidia, die eigene Netzteilempfehlungen aussprechen. Für euren eigenen PC könnt ihr euch gut daran orientieren.

Die schnellste Gaming-Grafikkarte als Beispiel:

  • Nvidia empfiehlt für die Geforce RTX 4090 ein Netzteil mit mindestens 850 Watt. Diese Angabe basiert auf einem PC mit dem AMD-Prozessor Ryzen 9 5900X.
  • In unserem Test der RTX 4090 haben wir in Cyberpunk 2077 eine Leistungsaufnahme von 365 Watt gemessen. Je nach Spiel und genauer GPU kann der Wert auch höher liegen. Die von Nvidia angegebene maximale Grafikleistung von 450 Watt ist also realistisch.
  • Damit bleibt bei einem Netzteil mit 850 Watt ein Puffer von 400 Watt für die restlichen Komponenten und etwaige kurze Lastspitzen, was in der Tat meist problemlos genügen sollte.

Klickt ihr auf der Geforce-Homepage auf die technischen Daten und lasst sie euch vollständig anzeigen, seht ihr am Ende der Tabelle die offiziellen Angaben zum Verbrauch und zum empfohlenen Netzteil (Erforderliche Systemleistung). Klickt ihr auf der Geforce-Homepage auf die technischen Daten und lasst sie euch vollständig anzeigen, seht ihr am Ende der Tabelle die offiziellen Angaben zum Verbrauch und zum empfohlenen Netzteil ("Erforderliche Systemleistung").

Netzteilrechner im Vergleich mit Nvidias Angaben: Geben wir die RTX 4090 und den Ryzen 9 5900X als Basis in dem Netzteilrechner von be quiet ein, werden uns als erstes Modelle mit deutlich höheren Wattzahlen wie 1.200 oder sogar 1.300 Watt empfohlen.

Der niedrigste empfohlene Wert entspricht mit 850 Watt aber den Angaben von Nvidia.

Hauptkomponente #2: Der Prozessor

Die wichtigsten CPU-Hersteller AMD und Intel geben für ihre Prozessoren die so genannte TDP an (steht für Thermal Design Power). Dieser Wert erlaubt gewisse Rückschlüsse darauf, wie viel Leistung sie aufnehmen.

Bei Prozessoren fällt eine genaue Einschätzung aber aus verschiedenen Gründen nicht so leicht aus.

  • Oft ist es Prozessoren unter bestimmten Bedingungen erlaubt, mehr Leistung als in der TDP angegeben aufzunehmen. Wann und in welchem Rahmen das der Fall ist, kann sich außerdem je nach verwendetem Mainboard unterscheiden.
  • Auch die Kühllösung spielt potenziell eine wichtige Rolle. Wird die CPU besser gekühlt, kann sie tendenziell höhere Taktraten erreichen – und damit auch eine höhere Leistungsaufnahme.
  • Die maximalen Verbrauchswerte liegen nur dann an, wenn alle Kerne stark ausgelastet sind. In Spielen ist das aber häufig nicht der Fall, deshalb ist die Leistungsaufnahme hier oft weit von den theoretischen Höchstwerten entfernt.

Intel packt die Brechstange aus: Was kann der Core i9 14900K? Video starten 18:55 Intel packt die Brechstange aus: Was kann der Core i9 14900K?

Intels aktuelles Top-Modell als Beispiel: Für den Core i9 14900K, über den wir auch im obigen Video sprechen, gibt Intel eine TDP von 125 Watt an. In der Praxis sind aber wesentlich höhere (und niedrigere) Werte möglich.

  • Die so genannte Maximale Turbo-Leistunsaufnahme liegt bereits bei 253 Watt.
  • In Tests wie dem von Computerbase wurden unter Volllast teils sogar über 350 Watt gemessen.
  • In Spielen haben wir selbst dagegen im Schnitt Werte im Bereich von etwa 150 Watt (sehr niedrige 720p-Auflösung) beziehungsweise 105 Watt (sehr hohe 4K-Auflösung) protokolliert.

Zur groben Orientierung kann die TPD einer CPU also helfen, sie allein erzählt aber noch nicht die ganze Watt-Wahrheit eures Prozessors.

SSDs & Co.: Was ist mit all den restlichen Komponenten?

Auch die andere Hardware in eurem PC verbraucht Strom, allerdings in deutlich geringerem Maße als Grafikkarte und Prozessor.

  • Arbeitsspeicher, SSDs, Festplatten und Lüfter liegen ungefähr im einstelligen Watt-Bereich und maximal im niedrigen zweistelligen Bereich.
  • Der Verbrauch des Mainboards erreicht meist maximal den mittleren zweistelligen Bereich.
  • Auch RGB-Beleuchtung verbraucht zusätzlich Strom. Wie viel, haben wir im folgenden Artikel für euch nachgemessen:

Was sagt der Netzteilrechner zu der restlichen Hardware? Wählen wir bei dem Tool von be quiet nur die CPU und die Grafikkarte aus (Ryzen 9 5900X, Geforce RTX 4090), liegt der angegebene Maximalverbrauch bei 642 Watt.

Ergänzen wir zwei RAM-Riegel, zwei M2-SSDs, zwei SATA-SSDs und stolze acht Lüfter, steigt er in überschaubarem Maße beziehungsweise auf 737 Watt an. Im Schnitt sind das sieben Watt pro zusätzlicher Komponente.

Wie wichtig sind die Effizienz und der Hersteller?

Netzteile verbrauchen immer etwas mehr Strom, als sie an die Hardware eures PCs tatsächlich liefern. Je geringer dieser zusätzliche Verbrauch ist, desto effizienter ist das Gerät – und desto mehr Geld spart ihr.

  • Viele Netzteile besitzen ein so genanntes 80 PLUS-Zertifikat. Darüber lässt sich anhand verschiedener Stufen wie Bronze oder Platinum erkennen, wie hoch die Effizienz ist.
    • Dabei gibt es nicht einen generell gültigen Wert. Stattdessen variiert die Effizienz je nach Auslastungszustand.
  • Wir empfehlen euch, ein Netzteil zu verwenden, das ein 80-PLUS-Zertifikat besitzt.
  • Je höher die Stufe, desto mehr Strom und Geld spart ihr tendenziell im Jahr.
    • Ob es sich lohnt, ein Netzteil mit einer höheren Zertifizierung zu kaufen, hängt davon ab, wie groß der Preisunterschied genau ist und wie lange ihr euren PC am Tag unter stärkerer Last benutzt (je länger, desto relevanter wird die Effizienz).

Bleibt abschließend noch die Frage nach dem Hersteller. Hier lautet unser Tipp, lieber etwas mehr Geld auszugeben und auf etablierte Marken zu setzen statt auf unbekannte No-Name-Hardware.

Neben be quiet sind das Hersteller wie Asus, Cooler Master, Corsair, Gigabyte, MSI, Seasonic und Thermaltake, um nur einige Marken zu nennen.

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